Leuchtfeuer, Seezeichen, Schifffahrt im See- und Binnengewässer

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Deutsche Feuerschiffe

Elbe 1

Elbe 1 (Foto von Ingrid Koester) [für dieses Foto besteht ein Urheberrecht und liegt bei Ingrid Koester].

Nutzungsrechte bei Rainer Lausmann für das Seezeichen-Wiedererkennungssystem -SWES- © Rainer Lausmann, Bildquelle: © Scandinavien and North-Atlantic Lighthouse Serie A 2004.

Das Foto zeigt das Feuerschiff  Bürgermeister O´Swald II Mit der freundlicher Genehmigung von Ingrid Koester.

Elbe 1 ( für Internet) kleine Auflösung

Elbe 1 (Elbe 1 ist die Feuerschiff-Position vor der Elbmündung). Die Position der Elbe 1 lag zwischen den Jahren 1816 und 1939 bei der Position 54°00'00"N,  08°16'00"E. Auf Grund des veränderten Fahrwassers wurde die Position der Elbe 1 auf 54°00'00"N,  08°10'40"E verändert.


Auf der Position von Elbe 1 wurden folgende Feuerschiffe eingesetzt:

1816–1824:Seestern
Das Feuerschiff Seestern sank am 26. Dezember 1824 mit 10 Mann in schwerer See. Beim Untergang verloren, Johann H.C. Bernitt (Steuermann), J.J. Schwartau (Steuermann), Christ Hermsen und Heinrich Matzen (Schiffszimmermänner), Ludwig Fremdling und Markus Köster (Matrosen), Wilhelm Wärnecke (Koch), J.H. Glahn und Gerd Jacks (Lotsen) ihr Leben
 
1825–1826: Bernhardus
Bernhardus war eine Lotsengaliote die im Jahre 1787 gebaut wurde.
Durch den tragischen Untergang der Seestern wurde Bernhardus zum
Ersatzfeuerschiff umgebaut und diente knapp ein Jahr als kurzzeitiges
Ersatzschiff für den Seestern.

1826–1845: Jacob Hinrich
Jacob Hinrich war ein 26 m langes hölzernes Schiff und löste das Feuerschiff Bernhardus Ende 1826 ab. Das Schiff war vom 28. September 1826 bis 28. September 1845 auf der Elbe 1 Position. Die Lichtquelle des Signallichtes hatte 9 Lampen mit parabolischen Spiegeln. Das Schiff wurde bis etwa im Jahre 1900 als Reservefeuerschiff eingesetzt und im Jahre 1901 für 4000 Mark an die Rickmerk-Werft in Cuxhaven verkauft. Dort wurde das Schiff abgewrackt.

1845–1879: Caspar
Der hölzerne Dreimaster Caspar wurde von der Schiffswerft von Johann Hinrich von Somm gebaut. Das Signallicht bestand zuerst aus 9 Lampen und im Jahre 1869 baute man eine Drehfeuereinrichtung ein. Diese Einrichtung hatte 9 mit Petroleum gespeisten allseitigen drehbaren aufgehängten Parabolspiegellampen. Die gesamte Lichtapparatur befand sich am Großmast. Die Parabolspiegellampen wurden durch ein unter Deck stehendes Uhrwerk gedreht. Nach der Außerdienststellung wurde das Schiff an den Hamburger Händler J.D. Schlichting verkauft. Seit dieser Zeit ist der weitere Verbleib nicht geklärt.

1858–1858: Neptun
Das Feuerschiff Neptun, ein eiserner Schoner, war nur 2 Monate auf der Position Elbe 1. Die Neptun hatte eine Länge von 29,60 Meter und einer Breite von 6,60 Meter und eine Verdrängung von 220 Bruttoregistertonnen (BRT) [neu BRZ] bei einem Tiefgang von 3 Meter. Gebaut wurde die Neptun im Jahre 1858 mit der Baunummer 39, auf der Werft Godeffroy in Hamburg. Das Schiff wurde im Jahre 1951 an die Hamburger Werft Beckedorf verkauft. Dort wurde es abgewrackt.

1879–1892: Gustav-Heinrich
Im Jahre 1879 trat der hölzerne Dreimast Gaffelschoner als Feuerschiff Gustav Heinrich an die Stelle vom Feuerschiff Caspar. Das Schiff mit einer Länge von 29,30 Meter und einer Breite von 6,80 Meter wurde auf der Werft von H.C.Stülcken, in Hamburg, unter der Baunummer 26 gebaut. Abgewrackt wurde es im Jahre 1928 von der Werft Hugo Peters in Beidenfleth. Ab 1883 führte das Schiff statt der Flagge als Tagesignal, einen Ball.

1892–1912: Bürgermeister Kirchenpauer
Das Feuerschiff Bürgermeister Kirchenpauer ist als eiserner Dreimastschoner im Jahre 1892 fertiggestellt. Das Schiff war 43,50 m lang, hatte eine Breite von 7 m, einem Tiefgang von 3,40 m, 222 BRT [neu BRZ] und wurde auf der Werft Johann Lange in Bremen – Vegesack, mit der Baunummer 340, gebaut. Es entsprach dem damaligen Feuerschiff Weser. Die Leuchteinrichtung war eine Laterne mit einem unter Deck befindlichem Uhrwerk. Auch ein Nebelschallsignal (Dampfsirene) hatte das Feuerschiff installiert. Die Baukosten betrugen damals 162.000 Reichsmark.

1912–1936: Bürgermeister O´Swald I

Das Feuerschiff Bürgermeister O´Swald I war von 1912 bis 1936, mit einer Unterbrechung im ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 (unbesetzt) auf der Position Elbe 1, in Betrieb. Das Schiff war im ersten Weltkrieg mit einer Revolverkanone von 3,7 cm bestückt und wurde als Kriegsfeuerschiff „A“ eingesetzt.
Im Jahre 1911 begann man das Feuerschiff Bürgermeister O´Swald I auf der Werft Nüschke & Co. AG, mit der Baunummer 223, in Stettin zu bauen. Es hatte eine Länge von 52,70 Meter, eine Breite von 7,70 Meter und einen Tiefgang von 4 Metern bei einer Verdrängung von 415 BRT. Der Antrieb bestand aus einem Sulzer Vierzylinder Zweitakt Dieselmotor mit 162 kW (ca. 220 PS) und damit erreichte das Schiff eine maximale Geschwindigkeit von 9 Knoten, das sind ca. 16,67 km/h. Ein Dieselgenerator versorgte die elektrische Lichtanlage u.a. den Signalscheinwerfer, Unterwasser-Glockensignalgeberanlage und die Lichtsignaleinrichtung, die als Blinkfeuer ausgelegt wurde.
Am 27. Oktober 1936 kenterte die Bürgermeister O´Swald I in einem schweren Sturm auf der Position von Elbe 1 und die gesamte Besatzung von 15 Mann fanden den Tod. Es war eines der schwersten Seeunglücke in der Geschichte der Feuerschiffe. Auch konnte das Feuerschiff nie gehoben werden. Am 31. Oktober 1936 wurde auf der Position Elbe 1 das Reserveschiff Norderney I ausgelegt.
Beim Untergang verloren Friedrich Lösekann (Kapitän), Hans Feldhusen (Maschinist), Albert Sawatzki und Ernst Heuck (Funker), Willi Darr, Karl Debrodt, Joseph Dörr, Gustav Grams, Wilhelm Kröncke, Johann Lau, Claus Mahler und Claus Mink (Matrosen), Paul Krauser und Karl Kühle (Motorenwärter) und Walter Ahlf (Koch) Ihr Leben.

1936–1939: Norderney I (Reserveschiff)
Mit der Baunummer 157 lief im Jahre 1906 die Norderney I bei der AG Weser Werft in Bremen vom Stapel. Norderney I war von 1907 bis 1981 in Betrieb und befindet sich heute am Bontekai in Wilhelmshaven, an der Kaiser-Wilhelm-Brücke und fungiert als Museumsschiff.
Das Schiff hat eine Länge von 46 Meter, eine Breite von 7,80 Meter und einen Tiefgang von 4,58 Meter. Das Gewicht des Schiffes ist mit 790 Tonnen angegeben und der Dieselmotor hat eine Leistung von 150 PS und kann sich mit einer maximalen Geschwindigkeit von 7 kn durch das Wasser bewegen. Die Feuerhöhe lag bei 15,9 m über der Wasserlinie und hatte eine Lichtreichweite von 24 Seemeilen. Die Baukosten betrugen damals 345.000 Reichsmark.
 
1939–1945: Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg blieb die Position Elbe 1 unbesetzt

1945–1948: Norderney I (Reserveschiff) [siehe von 1936–1939]

1948–1988: Bürgermeister O´Swald II
Das 1939 geplante Feuerschiff Bürgermeister O´Swald II, veranschlagt mit 1,5 Millionen Reichsmark, wurde nach 1945 auf der J.L. Meyer Werft in Papenburg, mit der Baunummer S 436 gebaut. Das Seewasserstraßenamt in Cuxhaven gab den Neubau der Meyer-Werft in Auftrag. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Feuerschiff erst 1948 fertiggestellt und kostete 1.513.628 DM. Es war das größte Feuerschiff der Welt mit einer Länge von 57,30 Meter, einer Breite von 9,55 Meter, einem Tiefgang von 4,72 Meter, 1.000 Tonnen Verdrängung, 641 BRT, einer Motorleistung von 368 kW (500 PS) und ab dem Jahre 1970 wurde die Motorleistung auf 480 kW bzw. 650 PS erhöht. Das Schiff wurde durch einen Pilzanker und einer 250 m langen Kette auf Position gehalten. Die aufgehängte, von der Firma Wilhelm Weule in Goslar hergestellt Gürtellinse, war mit einer Lampe von 2000 Watt bestückt und war 17 Seemeilen gut sichtbar. Auch ein Luft-Nebel-Schallsender hatte die Bürgermeister O´Swald II an Bord. Nicht selten kollidierten andere Schiffe mit dem Feuerschiff, auch am 29. Dezember 1960 rammte der dänische Frachter Sargodha, das in Position Elbe 1 befindliche Feuerschiff Bürgermeister O´Swald II mit einem Gesamtschaden für das Feuerschiff von 245.000 DM. Während ihres 40jährigen Betriebes wurde die Bürgermeister O´Swald II mehr als 50 mal von anderen Wasserfahrzeugen gerammt, den „Ansteuerungspunkt“ zu wörtlich genommen oder „einfach beim vorbeifahren“ mal „kurz“ berührt. Als meist gerammtes Feuerschiff Bürgermeister O´Swald II darf auch die Kollision des belgischen Dampfers „Capitaine Limbor“ am 26. Februar 1959 nicht vergessen werden. Noch zu erwähnen wäre die Kollision am 25. Januar 1962 mit dem deutschen Fischdampfer „Karlsruhe“, die das Bugspriet des Feuerschiffes beschädigt hat und nach einer Verfügung des WSD Hamburg, nicht mehr ersetzt werden sollte.
Die schwerste Kollision wurde am 11. März 1970 durch den argentinischen Frachter Rio Carcarano (8482 BRT) verursacht. Im Nebel rammte der Frachter das Feuerschiff so gewaltig, das der Rumpf in der Höhe des Maschinenraumes bis zur Hauptmaschine aufschnitten wurde. Der größte Teil der Besatzung des Feuerschiffes Bürgermeister O´Swald II verließ in einer spektakulären Rettungsaktion das Feuerschiff. Ein Rest der Mannschaft, zusammen mit der Besatzung des Tonnenleger „Walter Körte“ und dem Eisbrecher „Eisfuchs“ gelang es das schwer Leck geschlagene Schiff, mit dem Totalschaden der Maschinenanlage, nach Cuxhaven zu bringen. Die Reparatur dauerte etwas mehr als 7 Monate und kostete 1,6 Millionen DM. Eine neue Maschinenanlage von 650 PS der Firma MAN ersetzte die alte Anlage.
Am 19. Oktober 1986, morgens um 6.15 Uhr rammte das zypriotische Motorschiff „Capricorn“ das Feuerschiff. Bürgermeister O´Swald II verlässt, durch den starken Schaden an Masten und Feuerturm, die Position Elbe 1 und fährt zur Reparatur nach Cuxhaven. Die Reparaturkosten betragen 357.000 DM.
Am 22. April 1988 wurde das Feuerschiff Bürgermeister O´Swald II Außerdienst gestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 12 Mann im 14-tägigen Wechsel auf dem Feuerschiff. Im Jahre 1948 wurden die Arbeiten noch mit 27 Mann in 3 Schichten mit je 9 Mann getätigt.
 
1988–1999: UFS 2
Nach dem Abzug des Feuerschiffes Bürgermeister O´Swald II wurde das unbemannte und ferngesteuertes Feuerschiff UFS 2 an die Position Elbe 1 ausgelegt. Das Schiff hatte eine Länge von 26 Meter, eine Breite von 6,50 Meter und einen Tiefgang von 2,70 Meter. Die Feuerhöhe über der Wasserlinie betrug 14 Meter und die Tragweite des Feuers war 17 sm.
Eine unabhängige Auslegezeit von einem Jahr garantierte ein Treibstoffvorrat von 18 Tonnen Diesel. Zwei Dieselmotoren trieben einen Drehstromgenerator an. Die Gesamtleistung von 22 Kilowatt reichte für die Stromversorgung der Bordelektrik und der vorhandenen Elektronik.
Nach einem schweren Orkan, bei Weststürmen der Stärke 10, in Böen bis 11 mit schwerer See kenterte in der Nacht zum 4. Dezember 1999 UFS 2. Heute ersetzt eine rot-weiße Leuchttonne mit einem Ball-Toppzeichen das Feuerschiff. Eine über 184-jährige Geschichte der Feuerschiffe auf Position Elbe 1 endet hiermit zum Jahreswechsel 1999/2000.
 
2000– rot-weiße Leuchttonne mit einem Ball-Toppzeichen (Stand 2008)

Die Stadt Cuxhaven übernahm im Oktober 1988 das Feuerschiff Bürgermeister O´Swald II und übergab das Schiff im September 1989 dem Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven. Seit dem 1. Juni 1990 liegt das Feuerschiff als Museumsschiff an der Zollkaje Cuxhaven. Es ist dort in unmittelbarer Nähe des Freizeitzentrums Marina vertäut.
Das Schiff ist seetüchtig und fährt bei verschiedenen Festen auf die Nordsee hinaus. Auf Wunsch kann das Schiff auch als Standesamt eingesetzt werden. In der kleinen Offiziersmesse haben ca. 10 Personen Platz. Mehr Informationen beim „Feuerschiff-Verein ELBE 1 von 2001 e.V. Cuxhaven“.
Telefon: 04721 – 34121 oder 04721 – 21192, Email: lohse-duhnen@t-online.de oder schu.cux@nexgo.de

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